Immer häufiger ersetzen Unternehmen klassische Telefonanlagen (PBX) mit Unified Communications Lösungen wie Microsoft Lync. Da Telefonie immer schon gute Verfügbarkeit hatte, müssen in der Lync Umgebung Konzepte her um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden.
Für das Rechenzentrum
In Außenstandorten sieht das meist anders aus, durch die Zentralisierung der IT-Dienste gibt es wenige (oder gar keine) Server und kein Personal das sich um die Wartung einer komplexen Umgebung kümmern kann. Die Clients in der Außenstelle hängen also von einer zuverlässigen Verbindung zum Rechenzentrum ab. Fällt diese Verbindung aus, ist der Lync Pool nicht mehr erreichbar und somit auch Telefonie nicht mehr verfügbar.
Survivable Branch…?
Genau in diesen Szenarien kommen Survivable Branch Server oder Applicances ins Spiel. Diese werden eingesetzt um Telefonie in Außenstellen unabhängiger von der Verbindung in das Rechenzentrum zu machen.
Folgendes Schaubild habe ich im TechNet gefunden, Benutzer die sich in der “Branch Site” aufhalten sollen weiterhin telefonieren können, wenn die WAN Verbindung (und dadurch der Lync Pool) nicht verfügbar ist. Features wie Konferenzen, Response Groups oder die Buddy List sind bei einem Ausfall der WAN Verbindung trotz SBS nicht verfügbar, es geht hier nur um Telefonie.
Quelle: http://technet.microsoft.com/en-us/library/gg398095.aspx
Die Grundvoraussetzung ist natürlich eine Verbindung in das Telefonnetz, die von der WAN Verbindung unabhängig ist. Üblicherweise hat man dafür einen Amtsanschluss und ein passendes Media Gateway in der Außenstelle.
Appliance oder Server?
Eine Survivable Branch Appliance ist, wie der Name schon sagt, eine Hardware Appliance. Diese kommt entweder direkt mit dem PSTN Gateway oder wird nachträglich eingebaut. Auf der Appliance läuft ein Windows Server, bei der Einrichtung werden die benötigten Lync Rollen installiert.
Ein Survivable Branch Server ist ein “normaler Server” (auch virtuell) auf dem die benötigten Lync Rollen installiert werden.
Bei beiden varianten, SBA und SBS, wird kein vollständiger Lync Front End Server, sondern “nur” die Rollen Mediation Server und Registrar, installiert. So erklärt sich auch, warum ein SBS zwar die Telefonie aufrechterhalten, aber z.B. keine Konferenzen hosten kann.
Eine SBA kann für Außenstellen mit bis zu 1000 Benutzern verwendet werden, während ein SBS bis zu 5000 Benutzer bedienen kann.
Beide Varianten benötigen keine Lync Server Lizenz, Windows muss natürlich entsprechend lizenziert werden.
Vorbereitung
Wie immer bei Lync, muss man die Konfiguration erst mal im Topology Builder planen, bevor es an die Installation geht.
Wir erstellen also eine neue “Branch Site” in der Topologie, dabei vergeben wir einen Namen und weitere Eigenschaften wie City, State und Country. Die Branch Site wird immer einer Central Site zugewiesen:
Die Checkbox für “Open the new SBA wizard…” ist Standardmäßig aktiv. Für die Lync Topologie gibt es den Unterschied zwischen SBS und SBA nicht, wir legen also im nächsten Schritt den FQDN für unseren SBS fest:
Clients in der Branch Site benötigen Zugriff auf einen Front End und Edge Pool für die meisten Funktionen, diese Pools werden im Wizard angegeben:
Im letzten Schritt wird das Gateway angegeben, welches in der Außenstelle für Telefonie verwendet wird:
Die Topologie muss veröffentlich werden, bevor der Survivable Branch Server installiert werden kann, auch dieser holt sich die Informationen über die zu installierenden Rollen aus dem Central Management Store.
Achtung: Das Computerkonto für den SBS sollte vor dem veröffentlichen der Topologie existieren, da einige Active Directory Berechtigungen gesetzt werden. Gibt es das Konto noch nicht, protokolliert der Topology Builder eine Fehlermeldung. Sobald der SBS Mitglied der Domain ist, muss die Topologie erneut veröffentlicht werden.
Im nächsten Beitrag installieren wir die Lync Rollen auf dem Survivable Branch Server und schauen uns die Funktionalität der Clients an.
Schönes Wochenende!
Tom